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Predigt
auf dem 14. Arbeger Treffen in Veitshöchheim, am 8. Mai 2010
Frieden
2.Thessalonicherbrief
3, 16-18
16.
Er aber, der HERR des Friedens, gebe euch Frieden allenthalben und
auf allerlei Weise. Der HERR sei mit euch allen!
17.
Der Gruß mit meiner, des Paulus Hand. Das ist das Zeichen in
allen Briefen; also schreibe ich.
18.
Die Gnade unseres HERRN Jesu Christi sei mit euch allen! Amen.
Mit
diesen Worten schließen die beiden Briefe ab, die Paulus an die
Thessalonicher geschrieben hat.
Liebe
Arbeger, Verwandte und Freunde, liebe Gemeinde!
Mit
dem Gruß des Paulus vom Ende dieses Briefes grüße
ich euch auch: Der Herr des Friedens sei mit Euch allen!
Was
ist Frieden? Auf jeden Fall eine wunderbare Sache. Frieden, das ist
1. ein Begriff aus der Politik, wenn kein Krieg ist, dann ist
Frieden. Frieden, das ist 2. ein Begriff des Lebens miteinander, wenn
man miteinander gut auskommt. Frieden, das ist 3. ein Begriff des
Herzens, ein Ausdruck von seelischer Reife.
1.
„Wer
gibt uns Leben, Kraft und Mut? Wer schützt mit seiner Hand des
gold'nen Friedens teures Gut in unserm Vaterland?“ - Das haben
wir im Lied gesungen.
Wir
können Gott dankbar sein, wir leben in Friedenszeiten. Das ist
eine wichtige Voraussetzung dafür, daß man sich im Leben
entfalten kann, daß man seiner Arbeit nachgehen kann, Geld
verdienen, die Familie ernähren, seinen Hobbys nachgehen und was
man noch alles andere gerne tun möchte. Das geht alles, wenn in
dem Land, in dem man lebt, Frieden ist. Wir können dankbar sein,
daß wir in solch einem Frieden leben.
Auch
in Siebenbürgen haben wir in Friedenszeiten gelebt. - Aber das
war etwas anderes. Äußerlich war Frieden, ja, aber
trotzdem konnte man sich nicht in aller Hinsicht entfalten: Das
heißt, es war in Wirklichkeit kein Friede. Der
Kommunismus ist ein Unterdrückungssystem, das haben wir deutlich
erlebt. Und so locker über den Frieden zu reden, wie ich ich das
gerade jetzt tue, war dort nicht möglich.
Der
beständige Kleinkrieg der Regierung gegen die Bevölkerung
war etwas, was uns belastet hat. Und es kam noch hinzu: Kommunismus
heißt zugleich auch Nationalismus. Das war eine weitere Front
des Kleinkrieges. Man mußte sich immer mehr oder minder gegen
den rumänischen Nationalismus wehren.
So
ist es denn auch so gekommen, daß viele bei Nacht und Nebel das
Land verlassen haben, um diesem ach so verlogenen Frieden zu
entkommen.
Andere
sind durch viele Schikanen hindurch – auch eine Form von
Unfrieden – offiziell ausgewandert. Nach der Wende sind dann
die meisten anderen auch nach Deutschland gekommen.
Den
äußeren Frieden braucht man, um leben zu können, und
hier in Deutschland haben wir den auch wirklich gefunden. Die Welt
hat sich verändert, der Kommunismus ist gefallen, und jetzt
können Richtung Siebenbürgen auch Aktionen laufen wie zur
Zeit die Betreuung des Friedhofs in Arbegen – und im Prinzip
noch vieles mehr.
Wir
leben Freiheit und in wirklichem Frieden, und können uns
entfalten.
Mit
Wörtern und Begriffen ist das so eine Sache. Was Friede genannt
wird, ist es nicht unbedingt. Paulus schreibt an die Thessalonicher
an anderer Stelle: „Prüfet alles, und das Gute behaltet.“
(1 Thess. 5,21)
Nur
wenn wirklicher Friede herrscht, kann man nach außen auch alles
sagen, was einen selber im Inneren bewegt.
„Prüfet
alles, und das Gute behaltet.“, sagt Paulus und deutet damit
an, daß es eine innere Freiheit gibt, die einem keiner nehmen
kann, eine innere Freiheit, die letztlich stärker ist, als
äußerliche Unfreiheit, wie auch immer die sich zeigen mag.
Und aus dieser inneren Freiheit heraus wächst auch ein innerer
Friede, der sich auf lange Sicht gegen jeden äußeren
Unfrieden durchzusetzen vermag.
Darauf
will Paulus hinaus, wenn er den Thessalonichern vom Frieden erzählt,
wenn er den Thessalonichern Frieden wünscht. Und ich wünsche
es euch auch:
Der
Herr des Friedens sei mit Euch allen!
2.
In
der Beziehung zwischen Paulus und der Gemeinde von Thessalonich –
oder Saloniki, wie der Ort heute heißt – war ein Geist
des Friedens da. Frieden ist 2. wenn man miteinander gut auskommt.
Ein
Zeichen für das herzliche Verhältnis zwischen Paulus und
seinen Leuten finden wir in einer kleinen Bemerkung im Predigttext.
Der Brief ist zu Ende, und Paulus schreibt: „Der Gruß mit
meiner, des Paulus Hand. Das ist das Zeichen in allen Briefen; also
schreibe ich.“
Da
hat er also unterschrieben, und sagt augenzwinkernd, ich habe
unterschrieben, damit ihr wenigstens in einer Zeile auch meine eigene
Handschrift sehen könnt.
Das
ist auf der einen Seite ganz toll, eine schöne Geste, er hat
seine Unterschrift unter einen Brief gesetzt, der offensichtlich eine
Gemeinschaftsarbeit war. Aber, die Tatsache, daß Paulus einen
Brief aufsetzt, und alle die Dinge, die in dem Brief stehen, der
Gemeinde nicht direkt mündlich, sondern schriftlich mitteilen
muß, hat damit zu tun, Paulus saß im Gefängnis, die
Christen wurden verfolgt.
Da
haben wir einen anderen Fall von Unfrieden. Paulus hatte in Ephesus
gepredigt, daß es nur einen Gott gibt, und es kam zu einem
Aufruhr, angestiftet vom Goldschmied Demetrios, der seine
Souvenirtempelchen des Tempels von Diana nicht mehr verkaufen konnte.
„Groß ist die Diana von Ephesus“ hatte die Menge
lange gebrüllt. Schließlich hatte die Polizei Paulus
gefaßt, und ihn ins Gefängnis gesteckt.
Es
gab Schwierigkeiten. Und das, obwohl Paulus die besten Absichten
hatte. Es kommt immer wieder vor, daß guten Absichten Steine in
den Weg gelegt werden.
Der
Friede, der zwischen Paulus und der Gemeinde bestand, konnte aber
dadurch nicht beeinträchtigt werden.
Paulus
bekam Besuch im Gefängnis von Silvanus, oder Silas, wie man ihn
kurz nannte, und wahrscheinlich auch von Timotheus, seinen guten
Freunden. Zusammen haben sie eine Botschaft an die Gemeinde
geschickt, somit war Paulus zwar räumlich abwesend, aber im
Geiste bei seinen Leuten anwesend.
Äußerlich
gab es Unfrieden, der dazu geführt hatte, daß Paulus ins
Gefängnis gesteckt wurde. Aber die Gemeinschaft, die Paulus mit
den Thessalonichern hatte, wurde dadurch noch bestärkt, weil
sich nun Silas und Timotheus mit ihm zusammensetzten, und zusammen
mehrere Briefe schrieben, deren tiefe Gedanken uns bis heute erhalten
geblieben sind. - Es lohnt sich übrigens, die
Thessalonicherbriefe mal durchzulesen.
Wenn
man in Gemeinschaft einen Brief schreiben will, geht das nur, wenn
man sich gut versteht. Wenn Friede, und nicht Streit untereinander da
ist. Ich stelle mir vor, daß die drei eine besonders große
Freude daran hatten, zusammen im Gefängnis einen Brief zu
schreiben. Paulus war zwar eingesperrt, und damit eigentlich daran
gehindert, weiter zu predigen. Das Ergebnis war aber, daß es
umso intensiver geschah.
Man
hatte versucht, Paulus zu behindern. Dieser Schuß ging nach
hinten los. Das Ergebnis ist, daß wir auch heute, 2000 Jahre
später noch immer nachlesen können, was Paulus damals
seiner Gemeinde zu sagen hatte, und daß wir aus den Briefen
spüren können, wie gut Paulus sich mit den Thessalonichern
verstand.
Die
Freude, die die drei beim Aufschreiben hatten, ist im ganzen Verlauf
der Briefe zu spüren, und unter anderem auch in der Notiz ganz
am Ende: „Der Gruß mit meiner, des Paulus Hand. Das ist
das Zeichen in allen Briefen; also schreibe ich.“
Wenn
nur die Unterschrift von Paulus selber geschrieben worden ist, dann
war einer von seinen Freunden gewissermaßen sein Sekretär,
und hat aufgeschrieben, was Paulus diktiert hat. Wenn der lange Brief
gemeinsam geschrieben worden ist – heute schreibt man gar nicht
mehr so lange Briefe – dann spielen auch andere Dinge noch eine
Rolle.
Natürlich
haben die drei auch alles besprochen, was in den Briefen enthalten
sein soll, worüber in der Gemeinde gerade geredet wurde, was im
Gemeindeleben zur Zeit gerade in Bewegung war. So sind bestimmt auch
etliche Gedanken und Formulierungen von Silas und von Timotheus im
Text enthalten. Welche das sind, läßt sich kaum noch
ergründen. Unter alle diese Gedanken hat Paulus danach seine
Unterschrift gesetzt.
Es
war eine Gemeinschaftsarbeit, und ich stelle mir vor, daß die
drei eine diebische Freude daran hatten, der Obrigkeit von Ephesus
damit ein Schnippchen zu schlagen. Wie weitreichend die guten Folgen
davon sein würden, konnten sie damals nur ahnen.
Es
ist erstaunlich, was für Geschichten einem ein paar kurze Verse
aus der Bibel doch erzählen können!
Ich
lese sie noch einmal vor: 16. Er aber, der HERR des Friedens, gebe
euch Frieden allenthalben und auf allerlei Weise. Der HERR sei mit
euch allen! 17. Der Gruß mit meiner, des Paulus Hand. Das ist
das Zeichen in allen Briefen; also schreibe ich. 18. Die Gnade
unseres HERRN Jesu Christi sei mit euch allen!
Mir
persönlich würde es großen Spaß machen, die
Originalunterschrift zu sehen, die Paulus unter diesen Brief gesetzt
hat. Das war natürlich nur den Leuten vergönnt, die
das Original in den Händen hielten.
Dieses
Original gibt es schon lange nicht mehr. Aber die Briefe wurden immer
wieder abgeschrieben, und später mit vielen anderen Briefen und
Schriften zu dem Buch zusammengefaßt, das wir heute das
Neue Testament nennen.
Paulus
hat mit seiner Unterschrift gewissermaßen seinen Stempel
gesetzt. Es sind im Wesentlichen seine Gedanken. Aber weil er
alles, was geschrieben wurde, mit seinen Freunden besprochen hatte,
hatte das, was in den Briefen stand, von vornherein einen höheren
Wert, als wenn er es alles nur alleine geschrieben hätte.
Paulus
hat diese Unterschrift auch deswegen mit Freude setzen können,
weil in der Gemeinschaft mit seinen Mitverfassern und der Gemeinde
Friede herrschte. Es ist ein Zeichen der lebendigen Gemeinschaft
untereinander, daß am Ende des Briefes sinngemäß
steht: „Der Herr des Friedens sei mit Euch allen!“
3.
Drittens,
Frieden, das ist ein Begriff des Herzens, ein Ausdruck von seelischer
Reife.
Es
sind nur drei kurze Verse, und es zeigt sich, daß da ganz viele
Dinge positiv im Bewegung sind. Daß dabei von Frieden
gesprochen wird, ist kein Widerspruch: Friede im Herzen, das ist
Bewegung, kein Stillstand.
Friede
im Herzen, das bedeutet ein lebendiges Herz. Friede im Herzen, das
bedeutet ein von Liebe bewegtes Herz. Und dabei kommt man auf ganz
viele Ideen, was man alles füreinander tun kann.
Friede
im Herzen, das bedeutet bei all den vielen Dingen, die einen bewegen,
daß dabei ein Gleichgewicht da ist, daß von all dem
Guten, das getan werden kann, niemals zuviel des Guten getan wird.
Das
ist ähnlich wie das Gehen auf zwei Beinen. Ich gehe einen
Schritt mit meinem rechten Bein, das bedeutet nun keineswegs, daß
das linke Bein nun böse oder gar überflüssig wäre.
Ich brauche es, um den nächsten Schritt zu tun, um
voranzukommen.
Solch
ein Gleichgewicht, wie wir es von Kindesbeinen an gelernt haben,
schrittweise voranzukommen, ist der Friede der Seele. Ein immer
weiteres Voranschreiten in der inneren Entwicklung.
Bis
hierher reicht unsere seelische Entwicklung, das was wir hier haben,
haben wir erreicht. Aber der innere Friede im Herzen verlangt es von
uns, weiterzugehen. Weitere Schritte zu tun in den Herausforderungen,
die uns das Leben stellt, die uns Gott stellt.
Wir
werden nach der Predigt das Lied „Ich singe dir mit Herz und
Mund“ zu Ende singen mit der Strophe: „Ei nun, so laß
ihn ferner tun, und red ihm nicht darein, so wirst du hier in Frieden
ruhn und ewig fröhlich sein.“
Das
ist ein wunderschönes Lied, das ich sehr mag, und es seinerzeit
zu meiner Konfirmation auswendig gelernt habe. Trotzdem will es mir
scheinen, daß es doch nur ein matter Abglanz ist von dem, was
Paulus meint, wenn er vom Frieden des Herzens spricht.
„Der
Herr des Friedens sei mit Euch allen!“
Amen
Der
Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
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